Lesung! Von Techno zu NoNo!


Berlin, immer 120 bpm
Bullen pro Minute
120 Bier?
Und dann die U-Bahn… Ey, B, immer was los, Bruder.
Bruder, Alter, auch mit B
Doch dann 2G

Unstillbar die Stille
Unerträglich die Unruhe
Auf Linkshänder umschulen hilft auch nicht weiter

Kannst du fliegen, fragt das Kind?
Nein, vorlesen. Aber vielleicht fliegen meine Worte in deinem Kopf.

Zwei Lesungen im Kottishop
4.11.21 / 5.11.21
jeweils 19 Uhr
Adalbertstraße 4
, 10999 Berlin (hinter der Stadtbibliothek, neben dem Fischhändler (geruchsfrei))

Corona schrieb die Texte, Corona limitiert auf 15 Menschen mit Voranmeldung und 2G
Ihr möchtet teilnehmen, so schreibt eine E-Mail: Ja, ich will!

An: info@kotti-shop.net
– Betreff: Thomas Franke liest vor.
Trauma lässt sich später auch Erfahrung nennen
Umgekehrt klappt das übrigens auch

Corona 1-22*


CORONA 1

cortado, sagst grad’ do
corona
pamplona
paloma picasso
nanuaber
оставаться дома
corinna du spinner!
ab jetzt wird’s schlimmer

conora
nimmer

CORONA 2

Zeitgefühl
aus den Fugen
Zeit
verloren
Balance
schwieri

Ich
verloren
die Seele
verliert die Liebsten

möchte dich durch Zufall treffen
möchte überrascht sein
beglückt
dich erst
umarmen
riechen
spüren

längst wird
zuviel gesprochen
genug gesagt

Gedanken gehen rückwärts
zu dir
zu anderen
planlos und schön

halbe Gesichter
halbe Blicke
fremder Atem
bedrohlich

möchte dich schmecken
kleiner Tod?
große Erinnerung

CORONA 3

den tod auslöschen
warte
im wartezimmer
im treppenhaus
in der postfiliale
im supermarkt
in dir
in mir

nicht mit den anderen
Ich möchte nicht einatmen, was Sie ausatmen

den tod auslöschen
durch heimarbeit
durch mundnaseschutz
durch zu hause bleiben
durch faustgruß
durch konsumverzicht

wir warten
dann sterben wir an etwas anderem

CORONA 4

Dich nicht zu treffen, ist ein Teil meiner Sehnsucht
Dich nicht zu küssen, ist ein Zeichen meiner Liebe
Dich nicht zu berühren, ist meine neue Nähe
Dich nicht zu lieben, klappt nicht

mit dir zu tanzen, ist heilig
ich tanze allein
mit dir zu essen, ist begehren
ich esse allein

menschen beim spielen zuzusehen
ich bin mein eigenes theater
mein wohnzimmer ist die bühne
meine zuschauer sind die bücher
mein spaß ist kostenfrei
was nichts kostet, ist nichts wert

das neue wir stinkt nicht schmeckt nicht raucht nicht schwitzt nicht schmatzt nicht küsst nicht berührt nicht streitet nicht redet nicht singt nicht, das schon mal gar nicht, fickt nicht

das neue wir ist allein

CORONA 5

mir wird es hier gerade mal zu voll
ich würde gern ein bisschen warten, bis die da ein wenig weiter weg sind
lass uns um die mal nen bogen mache

to be continued


CORONA 6

watte im kopf
in einer woche ist weihnachten
vorbei
der stillstand schreit die menschen an
stumm der schrei
leer die reaktion

watte im kopf
in zwei wochen ist neujahr
vorbei

in wenigen wochen geht corona ins zweite jahr

es ist nichts los
es geht mir gut

und trotzdem
aber wem sag ich das


CORONA 7

mirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgutmirgehtesgut

warum geht es mir dann schlecht?

CORONA 8

ich habe ein neues Parfum
ein sehr gutes
wie ich finde
dezent

sinnlos bei einsfünfzig Abstand

CORONA 9

nach 10 monaten zuhause
fragte er sich
was
er noch möchte
in den jahren seines lebens
verpasst

und nun
ist es
vorbei
für lange zeit

Corona

Lebe jetzt
Demnächst
Mal wieder

CORONA 10

Die Ruhe Ist In Dir
Lebe Im Hier Und Jetzt
– don’t loose yourself –
In Dir Selbst

Verstrickt Im Ich
Unruhe
Unstillbar
In Der Stille

werde auf Linkshänder umschulen
vielleicht hilft das

CORONA 11

kannst du fliegen, fragt das kind

Nein.

ich zeig es dir
schau: so fliege ich hoch zu all meinen freunden

Können die denn auch fliegen?

na klar. denn wenn einer fliegt, fliegen alle

Wie macht ihr das?

weiß nicht. das passiert so, wenn es am traurigsten ist


CORONA 12

Mercedesstern am Ostbahnhof – Happy End bei anhaltender Globalisierung
Sieg der Controller und Buchhalter über grausam entgleiste Ideologien

Alles wird gut, sagt die Mutter zum Kind und weiß nicht, dass sie lügt

Bauhaus, wenn’s gut werden muss

Ziellos die Menschen am Ostbahnhof
Sehen den leuchtenden Stern am ruhigen Weihnachtsfeiertag

Einst war der Bahnhof Hauptbahnhof
Man wusste nicht, wohin
Doch Hauptbahnhof ist wenigstens etwas
Ohne Mercedesstern
Lob des Schlesischen Bahnhofs

Wer will denn schon nach Osten
Wer kommt denn da aus Schlesien

Aus der Bahn geraten
Zeitlos ist hier nur die Eile

Weltweite Logistikfirmen
Mutation des Reisens
Die Waren fahren weiter um die Welt
Das kann doch nicht so einfach aufhören
!

Am stillen Weihnachtsabend. Im Zug von Basel nach Berlin. Endstation am Ostbahnhof. Da dachte ich an dich und all die Weihnachtsfeste und ihre Verheißungen. Dass es immer so bleiben kann. Dass es immer so weiter geht. Jahr um Jahr. Und dann noch ein Jahr. Weil es so schön ist, glücklich zu sein. Degetomomente. Es ist kalt am Ostbahnhof. Leer der Weg entlang der Mauer. Hergerichtet von Künstlern. Damit Berlin die Touristen dieser Welt bestaunen kann.

Jeder, der schneller geht in dieser Heiligen Nacht, macht sich verdächtig. Vergangenheit hat Pause, an der East Side Gallery sind keine Touristen zum Verlieben bei dem Wetter. Drehe mich um, als ich Schritte höre. Im Laubengang des Bauzauns, der immer weiter wuchernden Hochhäuser am Ufer der Spree. Bald verdecken sie den Blick auf den strahlenden Mercedesstern. Sehne mich nach der Wärme des Sommers. Sehne mich nach deinem Geruch. Es ist schön.

Die Verse sind längst aufgebraucht
Lügen hat nun keinen Zweck mehr
Deutlich klagt der Stern die Menschen an
Jeder kann es sehen
In seinem Licht wird immer noch geraubt und getötet
Weltumspannend versagt die Stimme
Fahren virtuelle Telefonuser um die Welt in Bruchteilen
Gehts in Stücke – Weltweit
Es gibt kein Entkommen vom Planeten
Da hilft auch kein SUV

Stille Stadt seit langem erdrückt der Raum, der sonst betäubt.
Was nützt der Freiraum einsam im kalten Licht des drehenden Sterns am Ufer der Spree. Willkommen zu Hause. DHL fährt Mercedes. Weltweite Abholzettel im Hausflur. Ja. Es ist wieder Weihnachten. Die Stadt ist stiller als sonst.

Wenn keine Autos fahren
ist die Zeit der Füchse
Wenn keine Autos fahren
ist Wahrheftigkeit gefordert

Das Grundrecht ist ein Happy End

CORONA 13

will in der küche stehen dichtgedrängt am buffet
nudelsalat essen von einer gabel, die schon jemand im mund gehabt hat
zur flasche greifen, die mir ein freund hinhält und mit ihm das letzte bier teilen
den joint nehmen, der rumgeht

will knutschen: am anfang des abends jemand anderen als am ende

corona – geiselnehmerin

CORONA 14

Schulserver bricht zusammen
Kitapersonal erkrankt zu 30%
Senatorin unfähig
Busfahrer sind systemrelevant
Impfzentren sind nicht ausgelastet
Restaurants probieren Abholservice
Einzelhandel ganz schlimm
Polizisten räumen Party ab
Maskenpflicht am Kotti
Zu viele Spaziergänger

Abendschau

Es ist die Wiederholung von letzter Woche
Echt. Oh. Gar nicht gemerkt

CORONA 15

geboren ohne heimat
verloren was nie war
verloren was meine großväter heimat nannten und was doch keine war sind sie doch selbst entwurzelt seit generationen überträgt sich das und dann weißt du nicht warum du irgendwie anders bist angst hast und nachts bei dir zu hause anrufst und

ruhelos im inneren
immer bereit etwas zu verlieren was du mühsam erarbeitet und erfühlt hast du gedacht das bleibt immer so wird das nämlich nichts und

CORONA 16

Brexit – Ich will, dass es langweilig wird
Nazis im Parlament – Ich will, dass es langweilig wird
Seenotrettung gilt nicht – Ich will, dass es langweilig wird
Religiöse schneiden Köpfe ab – Ich will, dass es langweilig wird

Corona – ich will, dass es langweilig wird und ich endlich wieder ausgehen kann

CORONA 17

der wehrwolf legte den kopf in den nacken, um die direkte linie zum vollmond zu haben. er holte tief luft: “ruckeldigu, ruckeldigu, blut ist im schuh”.

der mond lächelte sein schönstes lächeln.
das war die nacht, als ebbe und flut durcheinanderkamen.

Corona 18

draussen fällt schnee.
vereinzelt nur.
in der stille der coronanacht bläst ätherisch die trompete entrückt von zeit und raum in den viren die die welt stillstehen lassen nicht nur die computer die den einzelnen nicht kalt erwischt wurde die zivilisation doch was dann werden doch alle probleme wie im brennglas deutlich
draussen fällt schnee.
er bleibt nicht liegen.
ist ja auch viel zu wenig.

der filmfilm langweilt dich, das buch ist schlecht geschrieben und es gibt eigentlich keinen grund, schlechte laune zu haben, allein das ist anlass genug, um sich schlecht zu fühlen, schlecht aufzuführen.

voll der mond am übernächsten abend oder doch erst morgen
und im netz die ewige swingerparty

es ist dieses plötzliche unglaubliche vertrauen das den reiz ausmacht

Corona 19

zeit der missverständnisse

die nerven zerbrechlich
beziehungen gerissen
digital
die wärme
geruch verrät
ob du
gefährlich bist
verletzt bist
froh bist
oder geil
ohne geruch kein vertrauen

zeit ohne blick#
muskellose zeit

zeit der zerbrechenden freundschaft
freundschaft pflegen ist schwierig
für liebe kämpfen illusorisch

konfliktunfähigkeit führt sofort zum nullpunkt

was für eine zeit


CORONA 20

asche auf dem schnee
vom kiffen
gedanken an die krematorien
ausgebucht wegen der grippe
coronafaschismus
meinungsdiktatur
frisches kinderblut für die unsterblichkeit ohne maske
jesus is closer than corona
und überhaupt die juden
komplettüberwachung durch impfung
selberdenker
ist hier ja wie in auschwitz
ich fühle mich wie anne franck

könnten wir nicht, statt die pandemie zu bekämpfen, mal schauen, ob es die firma topf noch gibt? die brennen immer noch. deutsche wertarbeit. nicht mehr nur in deutschen köpfen

CORONA 21

corona ist geschmacklos
ich küsse nicht mehr, lecke nicht in anderen

corona riecht nicht
ach wie schön wäre schweiß, saft, atem

wie schmecken küsse nach coron
wie riechst du nach corona

corona ist eine räuberin. sie gehört in isolationshaft

CORONA 22

zeitalter der smileys

ich bin besorgt
ich trage mundschutz
ich mache mir sorgen
ich bin müde
ich lieb dich
ich hasse dich
ich bin müde
ich wundere mich
und so weiter

du bist …

gut, dass wir nicht mehr miteinander über gefühle sprechen müssen. danke.

*Dieser Text erschien auch bei https://textmanege.com/2021/04/30/corona/

Lenin DaDA? Zum 150ten Geburtstag

Heute wird Vladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, 150. Der Geburtstag gilt als sicher, große Teile besonders seines späteren Lebens müssen unter dem Blickwinkel der Verfälschung betrachtet werden. Knapp 2.800 Denkmäler zählte die BBC vor drei Jahren in Russland: Lenin lesend auf einer Bank, sprechend zum Volk, entschlossen in eine helle Zukunft blickend. Auch in der Metro ist Lenin allgegenwärtig (siehe Foto). Ich hatte die Ehre, Lenin für den SWR zu würdigen.

Zürich, 1916, das Cabaret Voltair in der Spiegelgasse. Abend für Abend vollführten die Künstler ein wildes, sinnlos anmutendes Spektakel. Der Überlieferung zu Folge saß dort an einem Tisch ein kleiner Mann mit leicht asiatischen Gesichtszügen. Ein Nachbar. Und jener Nachbar, der so gar nicht wie ein Schweizer aussah, amüsierte sich dermaßen, dass er vor Freude mit der Hand auf den Tisch haute und mit fistelnder Stimme laut rief: „Da! Da! Da!“ Oder auf Deutsch: “Ja! Ja! Ja!” Und bald riefen alle im Cabaret Voltair: „Da! Da! Da!“. DaDa. Ein Begriff war geboren. Der kleine Nachbar war niemand anderes als Vladimir Iljitsch Uljanow, Kampfname Lenin.

Wieviel DaDa steckt in der russischen Revolution? War Lenin DaDaist? Angesichts der Millionen Menschen, die in Folge seiner Machtübernahme in Russland gestorben sind, mutet der Gedanke zynisch an. Dabei ist der Rückblick auf Lenins Leben und Wirken von Mythen und Verherrlichung durchzogen. Zunächst kam Lenin zu spät. Als er 1917 aus dem Schweizer Exil nach Petrograd kam, war der Zar bereits gestürzt und eine bürgerlich-liberale Regierung an der Macht. Die Revolution musste also in den Oktober verschoben werden. Und Lenin musste natürlich ihr Anführer sein.

Was folgte waren ein Bürgerkrieg, revolutionäre Säuberungen, und schließlich, nach Lenins Tod, Stalin, der die Zahl der Toten in exorbitante Höhen trieb. Vor ihm hatte Lenin angeblich gewarnt. Ein sinnloses Massensterben.

Lenin wollte angeblich keinen Personenkult. Doch nach seinem Tod wurde er nicht beerdigt, sondern ausgestellt und bis heute liegt er einbalsamiert im Mausoleum auf dem Roten Platz. Der Personenkult nahm bisweilen absurde Züge an. Wissenschaftler haben seinen Leichnam mehrfach auseinander genommen. Besonders sein Gehirn. Akribisch suchten sie dort nach dem Schlüssel zum Kommunismus oder wenigstens nach einem Nachweis für das Genie des Revolutionsführers. Das ist kein Witz. Jahrzehnte standen Witze über ihn unter Strafe.
In den 90ern führte der Leningrader Untergrund-Musiker Sergej Kurjochin im Fernsehen den angeblichen Nachweis, dass Lenin zu viele halluzinogene Pilze gegessen habe:
“Ich habe hier einen Auszug aus einem Brief Clara Zetkins an Rosa Luxemburg: „Gestern war Wolodja hier.“”

Wolodja ist die Koseform von Wladimir. Gemeint ist Lenin.

“Er hatte es sehr eilig und bat um eine Kleinigkeit zu essen. Er wollte unbedingt Pilze.”

Und dann behauptete der Musiker, halten Sie sich fest, es ist revolutionär: Lenin habe sich dabei selbst in einen Pilz verwandelt.

In Russland ist Lenin zur Zeit übrigens gar nicht beliebt. Und auch das ist nicht etwa Einsicht, es ist die Vorgabe der Geschichtspolitik. Denn Revolutionen sind für Präsident Putin per se schlecht. Er hält es mit Stalin, den Lenin wohl verhindern wollte, der gleichwohl die gottgleiche Verherrlichung Lenins in ungeahnte Höhen trieb. Und die Anhänger des Sowjetkommunismus weltweit folgten dem kritiklos: Hier ein Auszug aus dem Requiem für Lenin von 1937 auf dem Höhepunkt des Terrors gegen die eigene Bevölkerung. Text Bertolt Brecht, Musik Hanns Eisler:

“Als Lenin starb war es, als ob der Baum zu den Blättern sagte: „Ich gehe!“”

Aus gegebenem Anlass

Friedrich Merz ist der Ansicht, wir bräuchten herkömmliche Medien nicht mehr. Das könne man angesichts der Vielfallt der Verbreitungswege jetzt allein. Wer Verlautbarungen dem professionellen Diskurs vorzieht, ist kein Demokrat.

Was eigentlich

Sie reden vom Kulturkampf
Sie reden vom Überlebenskampf
Sie greifen Menschen an
Sie bringen Menschen um
Sie lügen
Sie verdrehen
Sie übertreiben

Sie reden von Altparteien und Systemmedien, von Mainstreammeinungen und Ungerechtigkeit und wirken, als hätten sie manchmal sogar Recht.

Doch Du weißt, was sie sagen, ist falsch
Du weißt, wie die Nazis an die Macht gekommen sind, aber Du weißt nicht, wie man sie verhindert
Du weißt, Frieden herrscht auch, wenn alle mitmachen und keiner aufsteht, irgendwie
Aber wie

Es reicht nicht, dass Du Bibliotheken über den Holocaust und den Aufstieg der Nazis gelesen und vor allem verstanden hast
Es reicht nicht, dass Du das Grundgesetz kennst
Und um die Lehren aus der Vergangenheit weißt, die ja auch dort Eingang gefunden haben
Es reicht nicht, dass Du kein Rassist bist
Es reicht nicht, dass Du für Gerechtigkeit eintrittst
Es reicht nicht, dass Du wählen gehst und vielleicht mal Mitglied der SPD warst
Es reicht auch nicht, dass Du demonstrierst, auch wenn das schon mal was ist, etwas, dass Dich beruhigt und Gesinnung zeigt. Aber es beeindruckt nicht wirklich.
Es reicht auch gar nicht, in Revolutionen zu siegen, wenn Du nicht weißt, wie es dann weiter gehen soll.

Du weißt, dass Revolution keine Lösung ist, denn die Revolution ist bei den Nazis.
Du weißt deshalb auch, dass Revolution nicht immer links ist und dass der Wille des Volkes nicht automatisch zur Gerechtigkeit führt, denn es gibt Das Volk nicht.

Rede deshalb besser nicht von Revolution, denn die anderen sind schon mitten drin. Ihre Revolution ist gegen DICH gerichtet, gegen DEINE Freiheit, DEINE Nachbarn, DEINEN Freund, DEINEN Kollegen.

Du weißt auch gar nicht, mit wem Du Allianzen bilden kannst, um zu siegen
Du weißt nicht, wie Du die gemeine Dummheit bekämpfst oder gar ihr etwas entgegen setzen kannst

Und Du weißt, es reicht nicht, dass Du argumentierst, denn sie hören nicht zu. Ihre bösartige Dummheit ist absolut und erfolgreich.

Sie sagen, es ist nie zu spät.
Aber Du weißt, es ist höchste Zeit.

Was aber, wenn niemand weiß, wie?

Es ist gut, wenn Du weißt, dass es schlimmer werden kann.

Beten hat übrigens noch nie geholfen, die anderen beten auch. Und um hier noch mit einer anderen Volksdummheit aufzuräumen, auch böse Menschen singen Lieder, gerade die.

Russian Angst am Grenzzaun – Lesung

Einst das Ende der Welt, im Auge des Orkans des Kalten Krieges, Panzerlandschaft mit Grenzzaun, die im Kriegsfall in Minuten überrannt ist: Gartow! Am See.
Lesung:
Freitag, 04.05.2018 | 19.30 Uhr
Evangelisches Forum Gartow
Hauptstraße 1
29471 Gartow
In Gartow wissen die Älteren noch, wie es ist, Angst vorm Russen zu haben.

Jenseits des Dnjestr – Ein Oligarch in Transnistrien

Sendung verpasst? SWR2 Tandem, 16./17.11.2015, 23’55

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oder hier:
http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/tandem/ein-oligarch-in-transnistrien-jenseits-des-dnjestr/-/id=8986864/did=16483730/nid=8986864/1g1gkmj/index.html

Einen Dokumentarkurzfilm zum Thema gibt es hier:
http://www.thomasfranke.org/hoerstuecke-kurzfilme.html

Und es gibt ein Buch:
http://www.christoph-links-verlag.de/index.cfm?view=3&titel_nr=838

freiheit 3.0

 

schweißnass
mein T-Shirt hängt an dir
schön

haben dir die hände gebrochen
die füsse
musst bleiben – du gehörst hier hin

zitterst
sie werden dein rückgrat brechen
deinen willen

sie haben die gefühle zerschnitten
und die wörter gekappt

die stimmen erstickt
reden wir
taub geworden von den lügen
ungeschützt
trafen unsere seelen auf SIE
schutzlos

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