in der stadt in der es immer regnet steht am grab ihrer familie die sie nie gehabt hat das mädchen im roten mantel
und als der regen ihre haut erreicht und als sie die schulter hängenläßt und der regen läuft ihre wangen herunter vereint sich zu großen tropfen mit dem salz ihrer tränen weint sie ein ganzes meer
und darin leben fische und pflanzen leben von ihrer trauer nein, sie darf nicht gehen zuviel leben hängt an ihren tränen am grab der familie, die sie nie gehabt hat
nach unruhigem Schlaf nach wirrem traum kein licht zu früh
liege
war da was habe ich gehört weit in der ferne im flachen schlaf der traumphase
laufe durch die nacht straßen leer still die stadt atemlos
verbrannt die tanzenden nackt im licht des stroboskops ich suche weiß nicht was
in weite ferne was hab ich gesehen unvollständig auf der suche
tanze
ein teil von mir nicht denkbar nicht greifbar nicht sichtbar
gehe
unruhiges gefühl getrieben in zeiten des stillstands getrieben von ahnungen getrieben von atemlosigkeit
laufe
blutig die füße wund die seele oh, herr, ich glaube nicht an dich, doch mach, dass ich mich irre aber wenn doch keiner weiß, wie es weitergeht
am ende der zeit meiner zeit einer guten zeit an der schwelle
renne
leg die seele frei bleck die zähne alter affe es ist lang her
tanze
du weißt es wirst nie wieder nackt im licht des stroboskops tanzen wirst nie wieder dich in den körpern der anderen verlieren wirst nie wieder
die menscheit auf dem weg du stehst da wie alle anderen hast bestellt halbvoll die gläser halbvoll die aschenbecher halb geraucht die letzten joints letzte zigaretten der DiJay zufallsgenerator eines radiosenders die werbung leuchtende erinnerung überflüssig längst ersticht dich die erinnerung nie wieder
die vergangenheit hat angefangen, die zukunft ist längst gegenwart ausserdem, wer weiß das schon Ich hab mir einen neuen Kindlereader bei Amazon bestellt. Wenn ich genug Bonuspunkte gesammelt hab, komme ich in die Verlosung um die Kreuzfahrt im Dezember ans Nordkap. Polarlicht gucken. Normalzustand. Ach so.
die party vorbei du wirst nie wieder nie wieder stehst
niemand wird mehr kommen die gläser zu füllen niemand räumt ab zeit zu gehen
die nachrichten bleiben 35 jahre war die welt nicht besser geworden nicht schlechter vielleicht hat sich viel verändert war eigentlich fast alles beim alten geblieben
nur die angst ist wieder da
und die zeit aus den fugen längst nur kurz mal nicht gewesen in 35 jahren des nachrichtensprechers wieder also
nimmt den schlips ab lächelt erinnert er sich an all die tränen, die er besprochen hat? der tagesschausprecher geht
weißt du, wie viel tränen fließen in der großen weiten welt
“Es war, als ginge der Fallschirm auf. Wir fielen euphorisch, genossen den Ausblick, die schier endlos erscheinende Freiheit im freien und ungebremsten Fall.”
Am Anfang war keine Vergangenheit. Das war nur ganz kurz.
“Irgendwann schauten wir herab auf der Suche nach Boden unter unseren Füßen. Doch da war keiner mehr. Und es kam auch keiner. Die Welt hatte sich einfach weiterbewegt. Fort. Erst da wurde mir klar, die Vollendung der Zukunft ist die Selbstauflösung ins Nichts.”
Wenn Sie damit nichts anfangen können und Ihnen auch sonst vieles egal ist, dann ist die Veranstaltung etwas für Sie. Wenn nicht, dann auch.
SAMSTAG, 9.11.2019, 20 Uhr
Galerie Zeitzone
Adalbertstraße 79
10997 Berlin
Und für alle, denen das nicht egal ist, gibt es als Bonustrack
Analsex. Mit Boris Alexander Knop, Thomas Franke und Walter Ulbricht (altes Arschgesicht).
Es geht nicht allein um Verbote, Schikanen, Zensur. Seit Jahren missbrauchen Propagandisten unsere Branche, um zu hetzen, Unwahrheiten zu verbreiten, Menschen an den Medienpranger zu stellen, Angst zu schüren. Ich ärgere mich immer wieder, wenn diese Typen als Journalisten bezeichnet werden. Journalismus ist ein ehrenwerter Beruf. Journalisten geben den Menschen die Informationen, die sie brauchen, um Bürger zu sein. Journalismus unglaubwürdig zu machen, ist das Ziel von Autokraten und Diktatoren.
Jüngstes Beispiel für den Missbrauch der Öffentlichkeit ist ein Film über die internationale Wahlbeobachterplattform EPDE mit Sitz in Berlin. Ihre Betreiberin, Stefanie Schiffer, ist Opfer einer pseudoinvestigativen Medienhetze in den russlandweiten Fernsehkanälen NTW und REN-TW. Heute lief ein Stück dazu beim WDR. Wer da mal reinhören möchte:
Die Nummer ist nicht neu, ich wurde selbst mehrfach Zeuge, wie diese Typen arbeiten. Und ich möchte nie wieder hören, dass es sich bei den Mitarbeitern dieser Kanäle um Journalisten handelt. Im Buch Russian Angst erzähle ich, wie sie einen Stoßtrupp der Nationalen Befreiungsbewegung zu einer privaten Filmvorführung begleiten. Sie fand im Saal eines Restaurants statt. Es war ein Dokumentarfilm über die Probleme junger Homosexueller.
Kapitel 11 Die Rückkehr der Angst
„…Gleichzeitig stehen im Restaurant vor dem Saal etwa zehn Leute, darunter mehrere alte Frauen. Sie tragen Schürzen mit Putins Konterfei. »Erlöser« steht darauf. Ein Kamerateam dreht. Die Frauen halten Ikonen hoch, ein Mann macht Stimmung: »Sodom und Gomorrha«, skandiert auch er. »LGBT und Sodomie, raus aus Russland! Sodom und Gomorrha, kennen Sie die? Das waren antike Städte. In Sodom gab es genau solche Beziehungen wie LGBT. Die Städte wurden von Gott zerstört. Und wir wollen nicht, dass unser Land zerstört wird, weil hier so etwas passiert. Natürlich soll man niemanden mehr auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Auch keine Schwulen.« Einige Gäste starren angestrengt auf das teure Essen, andere blicken fassungslos. Das Fernsehteam dreht fleißig. Es kommt von dem Kreml-nahen Kanal NTW und begleitet die Provokateure. NTW hat schon viele Hetzfilme über angebliche Feinde Russlands gedreht. Kaum ein anderer Kanal erfindet und manipuliert so schamlos Geschichten….“
Wie es um die Pressefreiheit in Russland steht, quasi zwischen Hetze und Kontrolle, kann man hier nachlesen: