Von Norden der Schatten


wunden nur geklammert
flüchtig
wuchert
faules fleisch
pulsiert
altes blut
nie gestillt
giftig

hinter schwarzen bergen
schneebedeckt

der schatten fällt von norden
immer und wieder

abflug im schatten des krieges
die sonne geht im norden unter
da ist kein licht
kalt die zukunft

abschied im frieden
längere umarmungen
pass auf dich auf
wenn aus hohler floskel sorge wird

die jahre im schatten
im land des weins gereift in der sengenden sonne kolchis legt sich finsternis über das land das söhne opfert und der töchter beraubt wird ständig sehnsuchts nicht zufluchtsort kommen sie ständig und gehen und sterben und rauben die richtigen und die falschen unter der sengenden sonne reift der wein auf ganz besondere art

es geht um die Freiheit
es geht um das Licht
es ist Krieg
so war es immer schon

Veröffentlicht unter Krieg

lass dich nicht töten von den worten

lass dich nicht töten von den worten
die du nie gesprochen hast

lass dich nicht verzweifeln an der zärtlichkeit
die doch nie deine war

frag nicht, was du willst an diesen orten
und was du kriegen kannst am see allein

dein herz sei dir heilig
deine seele bleibe zart

dein antlitz weit
unnahbar fast

im dunkeln der berliner nacht
suchen meine lippen dich
und verlieren sich im unsichtbaren raum

Sommerhaut

würzig
leichte luft
etwas fehlt

auf frischem gras
in der sonne des südens ostens
täuscht der geist

wo ich kam
fehlt etwas

10.000 kilometer

bin gern
wo ich kam

Etwas fehlt im Sommer, der die Haut so würzig macht und bitter scharf

dein kuss

Die Narben bleiben

Niemanden interessiert, wer da kommt
Niemanden interessiert, wer das ist
Niemanden interessiert, wenn er fort ist

Verliert sich in fremden Ländern
Verliert sich im eigenen Land
Verliert die Freunde
Verliert, weil er kämpft

Wird fremd
Die Länder werden
fremd
Die Sprache
fremd
Atem
fremd
Als er sich selbst fremd geworden war, fing er an zu weinen
unangebracht

Er ließ die Dinge zurück
dort, wo er herkam
hier, wo er ist
dort, wo er sein wird

Es war die Nacht in der 30 Drohnen über der Stadt kreisten

Schlaflos bist du
immer gewesen

Sahst die Blitze, spürtest das Beben des Horizonts
Die Stadt war hell erleuchtet

Gegen Morgen griffen die Schwalben die Drohnen an
Es war das Ende des Sommers, jedes Sommers

Wenn die Wörter geschrieben sind, bleiben die Narben

der tod weint

gehst durch straßen
mit menschen
weißt nicht wer
vergessen
nicht morgen
übermorgen schon

in einem jahr
geschichten austauschbar
vermischt in jahren
städte
straßen
menschen

zum essen
oh du liebst sie sehr
dein coolstes hemd

welche rolle spielst du heute
chamäleon in der zeit
der städte
der menschen
der stile

eine band spielt
warum ist der trompeter tonlos
fragst du nicht

durch die straßen schallt der lärm
ich komme, ich weiß nicht woher

deine ohren bleiben seltsam stumm
ich gehe, ich weiß nicht wohin

es kann sein, dass sie ein wenig müde werden
vielleicht werden ihre schmerzen auch erstmal stärker

betäubt durch die zeit
die du durchschreitest

ich bin, ich weiß nicht wer
für mich die nudeln mit pesto bitte

dein leben ist ein ganzes
du weißt es
den tod findest du nicht auf friedhöfen
in der trauer sind sie bei dir

Aschenacht

streckst die Arme aus
rufst

zeigst mir deine Brüste
lächelst

dein Mund
verstummt

das Licht ist anders in der Nacht
Geruch von Asche in der Luft

Ja, sage ich

Auf einer Eiche…

nachts, wenn das telefon klingelt und keiner mehr rangeht
nachts, wenn du dich anrufst, um zu hören, ob der anrufbeantworter angeht
wenn du angst hast, dass jemand fremdes an dein telefon geht
nachts, wenn plötzlich alles so klar ist
und da ist
und bei dir ist
nachts
weißt du alles
schlaflos
nachts

träume von feuer
träume von zügen
träume
warum diese träume

auf einer eiche
saß eine leiche
wie kommt die leiche
auf die eiche

der tod ist nah
nur noch nicht jetzt wieder einszweidreivierfünfsechs langsamerzählen fünf sechs sieben acht neun zehn elf zwölf
atmest wieder
was sind die letzten gedanken
brennende städte
züge voller gefangener
züge voller vertriebener
der gong der tagesschau
die immer enger werdende freiheit, die dir ein warmes bett war, die du einst erkämpfen musstest, die du nie voll gelebt hast – traust dich nicht
früher war es nicht besser
noch nicht

eins zwei drei
einer isst kartoffelbrei
vier fünf sechs
einen holt heut nacht die hex
sieben acht und neun und zehn
nicht lange mehr, dann musst du gehn

atmest wieder
eins zwei drei

vier fünf sechs

sieben acht neun

was siehst du, wenn du nicht mehr atmest
atmest wieder

sagtest
bevor du gingst
es sei nicht mehr
du willst nicht
sehen was da kommt
sagtest
bevor du gingst
es wird nicht mehr
du kannst nicht
ertragen was da kommt
sagtest
bevor du gingst
es geht nicht mehr
du wirst nicht
miterleben was da kommt

ein zwei drei
und du bist frei
frei bist du noch lange nicht
träumst immer noch ganz fürchterlich
vier fünf sechs
Hitlerjunge Quecks
frei wirst du nie wieder sein
grund dafür ists hitlerlein
sieben acht neun
versuchs mal und sag nein
nein sagst du noch lange nicht
weil dir das das rückgrat bricht

sagtest
als du gingst
nichts mehr
deine welt liegt in trümmern

immer

Das Ende jedes Sommers

Niemanden interessiert, wer da kommt
Niemanden interessiert, wer das ist
Niemanden interessiert, wenn er fort ist

Verliert sich in fremden Ländern
Verliert sich im eigenen Land
Verliert die Freunde
Verliert, weil er kämpft

Wird fremd

Die Länder werden
fremd

Die Sprache
fremd

Atem
fremd

Als er sich selbst fremd geworden war, fing er an zu weinen
unangebracht

Er ließ die Dinge zurück
dort, wo er herkam
hier, wo er ist
dort, wo er sein wird

Schlaflos bist du
immer gewesen

Sahst die Blitze
nicht
spürtest das Beben des Horizonts
nicht

Gegen Morgen griffen Schwalben die Drohnen an
Es war das Ende des Sommers, jedes Sommers

Wenn die Wörter geschrieben sind, bleiben die Narben

Sommerhaut

würzig die haut
leichte luft
etwas fehlt
auf frischem gras

in der sonne des südens ostens
täuscht der geist
wo ich kam
fehlt etwas

10.000 kilometer
bin gern da
wo ich kam

Etwas fehlt im Sommer, der die Haut so würzig macht und
bitter scharf
dein kuss

du fehlst