streckst die Arme aus
rufst
zeigst mir deine Brüste
lächelst
dein Mund
verstummt
das Licht ist anders in der Nacht
Geruch von Asche in der Luft
Ja, sage ich
streckst die Arme aus
rufst
zeigst mir deine Brüste
lächelst
dein Mund
verstummt
das Licht ist anders in der Nacht
Geruch von Asche in der Luft
Ja, sage ich
nachts, wenn das telefon klingelt und keiner mehr rangeht
nachts, wenn du dich anrufst, um zu hören, ob der anrufbeantworter angeht
wenn du angst hast, dass jemand fremdes an dein telefon geht
nachts, wenn plötzlich alles so klar ist
und da ist
und bei dir ist
nachts
weißt du alles
schlaflos
nachts
träume von feuer
träume von zügen
träume
warum diese träume
auf einer eiche
saß eine leiche
wie kommt die leiche
auf die eiche
der tod ist nah
nur noch nicht jetzt wieder einszweidreivierfünfsechs langsamerzählen fünf sechs sieben acht neun zehn elf zwölf
atmest wieder
was sind die letzten gedanken
brennende städte
züge voller gefangener
züge voller vertriebener
der gong der tagesschau
die immer enger werdende freiheit, die dir ein warmes bett war, die du einst erkämpfen musstest, die du nie voll gelebt hast – traust dich nicht
früher war es nicht besser
noch nicht
eins zwei drei
einer isst kartoffelbrei
vier fünf sechs
einen holt heut nacht die hex
sieben acht und neun und zehn
nicht lange mehr, dann musst du gehn
atmest wieder
eins zwei drei
…
vier fünf sechs
…
sieben acht neun
…
was siehst du, wenn du nicht mehr atmest
atmest wieder
sagtest
bevor du gingst
es sei nicht mehr
du willst nicht
sehen was da kommt
sagtest
bevor du gingst
es wird nicht mehr
du kannst nicht
ertragen was da kommt
sagtest
bevor du gingst
es geht nicht mehr
du wirst nicht
miterleben was da kommt
ein zwei drei
und du bist frei
frei bist du noch lange nicht
träumst immer noch ganz fürchterlich
vier fünf sechs
Hitlerjunge Quecks
frei wirst du nie wieder sein
grund dafür ists hitlerlein
sieben acht neun
versuchs mal und sag nein
nein sagst du noch lange nicht
weil dir das das rückgrat bricht
sagtest
als du gingst
nichts mehr
deine welt liegt in trümmern
immer
Niemanden interessiert, wer da kommt
Niemanden interessiert, wer das ist
Niemanden interessiert, wenn er fort ist
Verliert sich in fremden Ländern
Verliert sich im eigenen Land
Verliert die Freunde
Verliert, weil er kämpft
Wird fremd
Die Länder werden
fremd
Die Sprache
fremd
Atem
fremd
Als er sich selbst fremd geworden war, fing er an zu weinen
unangebracht
Er ließ die Dinge zurück
dort, wo er herkam
hier, wo er ist
dort, wo er sein wird
Schlaflos bist du
immer gewesen
Sahst die Blitze
nicht
spürtest das Beben des Horizonts
nicht
Gegen Morgen griffen Schwalben die Drohnen an
Es war das Ende des Sommers, jedes Sommers
Wenn die Wörter geschrieben sind, bleiben die Narben