in der stadt in der es immer regnet steht am grab ihrer familie die sie nie gehabt hat das mädchen im roten mantel
und als der regen ihre haut erreicht und als sie die schulter hängenläßt und der regen läuft ihre wangen herunter vereint sich zu großen tropfen mit dem salz ihrer tränen weint sie ein ganzes meer
und darin leben fische und pflanzen leben von ihrer trauer nein, sie darf nicht gehen zuviel leben hängt an ihren tränen am grab der familie, die sie nie gehabt hat
Berlin, immer 120 bpm Bullen pro Minute 120 Bier? Und dann die U-Bahn… Ey, B, immer was los, Bruder. Bruder, Alter, auch mit B Doch dann 2G
Unstillbar die Stille Unerträglich die Unruhe Auf Linkshänder umschulen hilft auch nicht weiter
Kannst du fliegen, fragt das Kind? Nein, vorlesen. Aber vielleicht fliegen meine Worte in deinem Kopf.
Zwei Lesungen im Kottishop 4.11.21 / 5.11.21 jeweils 19 Uhr Adalbertstraße 4, 10999 Berlin (hinter der Stadtbibliothek, neben dem Fischhändler (geruchsfrei))
Corona schrieb die Texte, Corona limitiert auf 15 Menschen mit Voranmeldung und 2G Ihr möchtet teilnehmen, so schreibt eine E-Mail: Ja, ich will!
An: info@kotti-shop.net – Betreff: Thomas Franke liest vor. Trauma lässt sich später auch Erfahrung nennen Umgekehrt klappt das übrigens auch
über dem grauen himmel oktober in moskau versinkt ein stern er war mal rot
nicht, dass jemand diesen stern aufrichtig gemocht hat eine form der hassliebe
breitet sich der graue schleier über das land die anderen länder
und du läufst durch diese länder und sammelst die geschichten der millionen verhungerten erfrorenen erschossenen bepissten und gebrochenen derer, die nicht zu ende leben durften derer, die überlebt haben suchst die geschichten derer, die nicht leben durften
füllt die gläser. deckt den tisch. mit reichen gaben. alles, was sein muss. salat olivier, kartoffeln und fleisch, gurken und tomaten. und brot. nicht vergessen und trinkt auf die, die kommen auf die, die gehen auf die, die schon da waren
wenn du nachts durch die höfe der städte gehst, dann kannst du sie noch hören, die wagen, die vorfuhren wenn du nachts durch die höfe gehst, dann kannst du sie wieder hören, die stille, die angst derer, die schon da waren wenn du nachts im treppenhaus lauschst, dann kannst du sie schon hören, die schüsse die schreie derer, die gehen wenn du nachts in den himmel schaust, dann ist da ein glühen im südosten, es ist die front, weit weg noch, doch tödlich für die, die noch kommen wenn du nachts durch die städte gehst, dann triffst du die gestalten in lumpen gewickelt mit durchtretenen stiefeln singen sie, zu ehren und preisen das reich und die gerechte sache für die sie ermordet wurden wenn du nachts durch die städte gehst, dann siehst du keine gesichter mehr
denn du weißt wer angst zeigt, ist das nächste opfer
es geht wieder los komm, lass uns gehen, bevor es zu spät ist
draußen in der schattenwelt pumpen sie beton in die baustelle nicht babylon zu breit nicht hoch
kommen sie nach berlin bevor es so aussieht suchen sie nachts in leeren schluchten der strassen die stadt scherenschnitt des abgrunds tief
beseelt vom sanften hauch deiner lippen kreist leichter atem durch die frost’ge nacht trotzt zankenden orkanen
nur einmal noch dein gesang von lust und liebe ewiger freude und schmerz und ich werde fliegen hoch hinaus und mühelos umkreisen alle türme die je gebaut um dem himmel ein stück näher zu sein
wenn der ice die 200er marke überschreitet wenn die elbe 5 sekunden breit ist wenn die kartoffeläcker vorbeifliegen und die krähen kurz zwischen den furchen auftauchen
Handshake im Speisewagen
wenn du auf dem weg nach berlin bist, das durch die scheißgrippe seine unschuld zurückgewinnt was willst du dann da eigentlich das ende des hedonismus feiern mit jeder sekunde, mit jedem kilometer rast du dem eigenen ende entgegen messbar in entfernung von orten die du nicht willst menschen die du nicht magst gespräche die du nicht führen möchtest probleme die zu deinen gemacht werden
so war es immer schon
bald bist du der letzte in deiner reihe kinderloser noch nicht alter mann erst wenn es ums sterben der anderen geht, merkst du, was zeit bedeutet wenn du dich fragst, wie lange lebt sie noch stellst du dir die frage selbst
wenn du die weißen streifen des entgegenkommenden ice siehst weißt du zeit geht auch in die andere richtung immer weiter
nach unruhigem Schlaf nach wirrem traum kein licht zu früh
liege
war da was habe ich gehört weit in der ferne im flachen schlaf der traumphase
laufe durch die nacht straßen leer still die stadt atemlos
verbrannt die tanzenden nackt im licht des stroboskops ich suche weiß nicht was
in weite ferne was hab ich gesehen unvollständig auf der suche
tanze
ein teil von mir nicht denkbar nicht greifbar nicht sichtbar
gehe
unruhiges gefühl getrieben in zeiten des stillstands getrieben von ahnungen getrieben von atemlosigkeit
laufe
blutig die füße wund die seele oh, herr, ich glaube nicht an dich, doch mach, dass ich mich irre aber wenn doch keiner weiß, wie es weitergeht
am ende der zeit meiner zeit einer guten zeit an der schwelle
renne
leg die seele frei bleck die zähne alter affe es ist lang her
tanze
du weißt es wirst nie wieder nackt im licht des stroboskops tanzen wirst nie wieder dich in den körpern der anderen verlieren wirst nie wieder
die menscheit auf dem weg du stehst da wie alle anderen hast bestellt halbvoll die gläser halbvoll die aschenbecher halb geraucht die letzten joints letzte zigaretten der DiJay zufallsgenerator eines radiosenders die werbung leuchtende erinnerung überflüssig längst ersticht dich die erinnerung nie wieder
die vergangenheit hat angefangen, die zukunft ist längst gegenwart ausserdem, wer weiß das schon Ich hab mir einen neuen Kindlereader bei Amazon bestellt. Wenn ich genug Bonuspunkte gesammelt hab, komme ich in die Verlosung um die Kreuzfahrt im Dezember ans Nordkap. Polarlicht gucken. Normalzustand. Ach so.
die party vorbei du wirst nie wieder nie wieder stehst
niemand wird mehr kommen die gläser zu füllen niemand räumt ab zeit zu gehen