Russian Angst

Die Körberstiftung/Edition Körber hat die Buchvorstellung am 3.4.2017 aufgezeichnet.
Vielen Dank allen, die da waren und diskutiert haben und den Veranstaltern!

Auf dem Podium der Autor Thomas Franke
Moderation: Bernd Großheim, NDR

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Moskau wird geputzt. Die schwarzen Haufen alten Schnees werden auf LKW verladen. Gastarbeiter aus Zentralasiaten streichen Zäune und Bordsteine, Spielgeräte und Müllcontainer, oft in grün. Junge Frauen posieren im Park Pobedy, dem Siegespark. Moskau rüstet sich für die Feiertage. Der 1. Mai ist arbeitsfrei, der 9. Mai, der Tag des Sieges, auch. Viele Hauptstädter fahren zehn Tage auf die Datscha, machen sauber, säen Gemüse, pflanzen Kartoffeln…

dewuschki im park pobedi wasserzeichen

 

Russian Angst – Buchpremiere

Montag, 03.04.2017 | 19.00 Uhr
Ort:
KörberForum
Kehrwieder 12
20457 Hamburg

Anmeldung erforderlich. Bitte bei mir melden oder bei der Körberstiftung

Weitere Informationen

Sie erreichen das KörberForum – Kehrwieder 12 mit der U3, Station Baumwall (Fußweg ca. 3 Minuten).
Kostenpflichtige Parkplätze finden Sie in der Straße Kehrwieder hinter der Schranke.
Informationen zu rollstuhlgerechtem Zugang unter
040 80 81 920.

Auf dem Podium der Autor Thomas Franke
Moderation: Bernd Großheim, NDR

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Russian Angst

“In der Mitte des Platzes bildet sich ein Menschenknäuel. Polizisten bücken sich, schauen den Spaziergängern durch die Beine: “Genosse General”, sagt einer in sein Funkgerät, “sie bauen ein Zelt auf!” Die Uniformierten werden hektisch. Ein Zelt vor dem Kreml. Der GAU für die Sicherheitskräfte. Zelte gehen gar nicht. Zelte symbolisieren demokratischen Umbruch.

Leseprobe

Worum geht’s?

Wir lasen Karl Marx und begriffen nichts,
fühlten uns frei, doch bedroht.

imbiss warnemündeIch sage Sachen, die sonst immer andere gesagt haben, offensichtlich bin ich jetzt so alt wie die, die immer so ein interessantes Leben hatten, das war weit weg, nun ist es meins, und es kam ganz von allein, und es ist nicht interessanter als andere, ich bin nur älter geworden, dafür kann ich nur bedingt etwas.

Ein Abend, in London war’s, betrunken vor den Bus gelaufen, kam von der falschen Seite. England halt.

Es ist nicht so interessant.

Ja, es gibt nicht mehr viele Frauen, die wissen, wie Wurst gut schmeckt. Ich habe eine gefunden an einem Freitag in einem Anhänger auf einem Markt am Kanalufer in Berlin. Schön waret jewesen. Wir schauten uns tief in die Augen. Sie sagte: “Was darf’s denn sein?” Und ich sagte: “Wurst.”

Sie lachte ein Lachen, wie es nur Wurstverkäuferinnen haben: “Ja, davon habe ich viel. Sagen Sie mir, welche und wie viel davon, dann wiege ich Ihnen das ab.” Ich schmolz dahin, nahm von der Rindersalami und von der groben Leberwurst Berliner Art. Ich kaufte Kaisersülze, und als sie fragte, was es noch sein darf, bestellte ich Rindswürstchen und gekochten Schinken. Dann machte ich Schluss und tat ihr weh. Das wollte ich nicht. Ich bat sie noch, mir in der nächsten Woche ein Herz mitzubringen. Erwartungsfreudig blitzten ihre Augen: “Vom Rind oder vom Kalb?” “Vom Kalb”, sagte ich, “ich mag Kinder”, und ging nachdenklich nach Hause. Essen.