(110609) von Boris Alexander Knop

Warschau
ohne Ghetto
im Gesicht
stand Löwe

Wälder vorher Ebene
jetzt

Agrikulturkontinent

weites Wolkenland teilend
sich verlieren aufgereiht
Sonne sticht es perlt Regen

All die Diebe schlau
graue Raben listig
ohne Ausweis ohne Kontrolle
außer sich selbst

Was macht das Land mit dem Himmel?

viel Sicht
in Schichten geparkt
zu Fuß
Stalin ging zu Fuß nach Deutsch-
Land über Warschau

© Boris Alexander Knop

morgen

die amsel klebt auf grünem lack noch nicht getrocknet im frühling wird es regnen und abplatzen erstes grün von zäunen noch bevor bäume blätter ausdrücken und zeigen:
ja ein neues jahr beginnt im land das sieger war nicht ist und wieder fort muss und wo es gut ist wenn keiner da ist
denn überall
wo wir nicht sind
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maiengrün

kahl noch die bäume
durch die höfe
weht ein duft
seit wochen schon

grün

lösungsmittelgeschwängert
streichen
zentralasiaten
zäune und die müllcontainerbuden

grün

verachtung im blick der passanten
schikanen durch die polizei
schlecht bezalt oder gar nicht
manchmal werden sie auch verhauen

grün und blau

Neulich in der Sauna

„Ist es okay, wenn ich giesse?“ „Ja.“
Ich giesse.
„Was ist das für ein Akzent?“ – „Ich bin Deutscher.“
„Ah, ein deutscher Spion.“ – „Klar. Was sonst.“
95° Celsius.
„Ich bin ein deutscher Spion und Sie ein russischer“, sage ich.
Ironiefrei.
Er denkt.
Er sagt: „Das ist paradox. Ich ein russischer Spion in Russland.“
„In Russland ist nichts paradox.“