Archiv der Kategorie: Krieg
Freiheit ist meine
schön
deine brüste
schweißnass
hängen
du zitterst
mein T-Shirt klebt an dir
die stimmen erstickt
reden wir
taub geworden von den lügen
schutzlos
trafen unsere seelen auf SIE
deine gefühle haben sie zerschnitten
deine wörter gekappt
haben dir die hände gebrochen
die füße
musst bleiben – du gehörst hier hin
sie werden dein rückrat brechen
deinen willen
DICH
und ich küsse deine wangen
brenne meine lippen in deine haut
verbrennungen
denn ich gehe
freiheit ist meine
du erreichst sie nie
du weißt es
Ehre, wem Ehre gebührt
gib deinen schirm dem roten hund und
pisse auf das grab derer die
im krieg die millionen machen und
nie einen cent abgeben
DONBASS
Felder brennen
Im Osten
bis zum Horizont
verneigen sich die Sonnenblumen
braun längst ihre Köpfe
ein letztes Mal nach Süden
der Sonne entgegen Weiterlesen
Danke! Gedanken zum Tag der Befreiung von der Naziherrschaft
Gerade ist zufällig ein Autokorso in Berlin Treptow an mir vorbei gefahren. Hier nur ein paar schnelle Eindrücke und Gedanken zum Tag der Befreiung von der Naziherrschaft.
Ich ertrage es nicht, dass auf den Gräbern der Soldaten, die Berlin von den Nazis befreit haben, Propaganda gemacht wird.
Ich ertrage es nicht, dass die Kremlpropaganda es geschafft hat, Trauer und Dankbarkeit so zu besetzen, dass für Demokraten kein Platz mehr ist.
Ich ertrage es nicht, dass die russische Regierung das Leiden der Völker der Sowjetunion unter dem Zweiten Weltkrieg monopolisiert.
Ich ertrage es nicht, dass ausgerechnet die sich als Befreier Europas vom Faschismus feiern, die Gesetze gegen Homosexuelle beschlossen haben, die Bürgerwehren fördern, die Bevölkerung gegen Andersdenkende und Kritiker aufhetzen, die Kritiker “Volksverräter” nennen, für Demokraten und Liberale nur Verachtung übrig haben.
Ich ertrage es nicht, dass die gleichgeschalteten Propagandamedien im In- und Ausland wahrheitswidrig verbreiten, Russland sei von Feinden umzingelt, die nur eins im Sinn hätten, Chaos und Armut nach Russland zu bringen und das Land zu besiegen.
Ich ertrage es nicht, dass diese Regierung von einem Krieg der Kulturen redet und auch so handelt.
Ich ertrage es nicht, dass Stalin bei der Gelegenheit als “Starker Führer” rehabilitiert wird und seine Verbrechen ignoriert werden.
Auszug aus Russian Angst:
“Der Krieg ist erst zu Ende, wenn der letzte Tote bestattet ist. Ich bin nicht derjenige, der diesen Krieg beenden kann. Immer wieder ist er auf der Überholspur in der jährlichen Woche der Siege. Dieser Krieg geht nie zu Ende.“
Einst war das schwarz-orange gestreifte Georgsband eine Auszeichnung für besondere Tapferkeit. Für mich stand es auch für die Befreiung Deutschlands vom Faschismus. Das ist vorbei. Seit 2014 steht das Symbol für den Krieg in der Ukraine und die Unterdrückung Schwächerer. Viele, die es tragen, sind offen antidemokratisch oder ignorant. Wäre es nicht Zeit, das Georgsband zum verfassungsfeindlichen Symbol zu erklären?
Und ist es nicht an der Zeit, die Sender, die offen gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung hetzen, wegen Volksverhetzung anzuklagen?
Tag des Sieges
Am 9.5. feiert Russland den Tag des Sieges im Zweiten Weltkrieg. Am Ehrenmal in Berlin im Treptower Park kann man einen Eindruck davon bekommen. “Ich habe mich in Deutschland noch nie so fremd gefühlt”, meinte ein Freund, mit dem ich da war.
Die Fahnen sind teils Flaggen der Krim, der “Donezker Republik”, der Sowjetunion sowieso und natürlich die Georgsbänder, einst Symbol derer, die Deutschland vom Wahn der Nazis befreit haben, heute missbraucht als Erkennungszeichen derer, die Demokraten für Faschisten halten und der Ansicht sind, die
Ukraine könne man einfach so angreifen und Teile besetzen.
Tag der Pressefreiheit – Missbrauch des Journalismus
Es geht nicht allein um Verbote, Schikanen, Zensur. Seit Jahren missbrauchen Propagandisten unsere Branche, um zu hetzen, Unwahrheiten zu verbreiten, Menschen an den Medienpranger zu stellen, Angst zu schüren. Ich ärgere mich immer wieder, wenn diese Typen als Journalisten bezeichnet werden. Journalismus ist ein ehrenwerter Beruf. Journalisten geben den Menschen die Informationen, die sie brauchen, um Bürger zu sein. Journalismus unglaubwürdig zu machen, ist das Ziel von Autokraten und Diktatoren.
Jüngstes Beispiel für den Missbrauch der Öffentlichkeit ist ein Film über die internationale Wahlbeobachterplattform EPDE mit Sitz in Berlin. Ihre Betreiberin, Stefanie Schiffer, ist Opfer einer pseudoinvestigativen Medienhetze in den russlandweiten Fernsehkanälen NTW und REN-TW. Heute lief ein Stück dazu beim WDR. Wer da mal reinhören möchte:
Die Nummer ist nicht neu, ich wurde selbst mehrfach Zeuge, wie diese Typen arbeiten. Und ich möchte nie wieder hören, dass es sich bei den Mitarbeitern dieser Kanäle um Journalisten handelt. Im Buch Russian Angst erzähle ich, wie sie einen Stoßtrupp der Nationalen Befreiungsbewegung zu einer privaten Filmvorführung begleiten. Sie fand im Saal eines Restaurants statt. Es war ein Dokumentarfilm über die Probleme junger Homosexueller.
Kapitel 11 Die Rückkehr der Angst
„…Gleichzeitig stehen im Restaurant vor dem Saal etwa zehn Leute, darunter mehrere alte Frauen. Sie tragen Schürzen mit Putins Konterfei. »Erlöser« steht darauf. Ein Kamerateam dreht. Die Frauen halten Ikonen hoch, ein Mann macht Stimmung: »Sodom und Gomorrha«, skandiert auch er. »LGBT und Sodomie, raus aus Russland! Sodom und Gomorrha, kennen Sie die? Das waren antike Städte. In Sodom gab es genau solche Beziehungen wie LGBT. Die Städte wurden von Gott zerstört. Und wir wollen nicht, dass unser Land zerstört wird, weil hier so etwas passiert. Natürlich soll man niemanden mehr auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Auch keine Schwulen.« Einige Gäste starren angestrengt auf das teure Essen, andere blicken fassungslos. Das Fernsehteam dreht fleißig. Es kommt von dem Kreml-nahen Kanal NTW und begleitet die Provokateure. NTW hat schon viele Hetzfilme über angebliche Feinde Russlands gedreht. Kaum ein anderer Kanal erfindet und manipuliert so schamlos Geschichten….“
Wie es um die Pressefreiheit in Russland steht, quasi zwischen Hetze und Kontrolle, kann man hier nachlesen:
https://www.swr.de/-/id=19189320/property=download/nid=8986864/1gl2sl2/swr2-tandem-20170424-1005.pdf
und hier nachhören:
Angler in Öl
Südukraine. Grenze zur Krim. Die Wasserversorgung ist unterbrochen.
Krim, Krieg, krude Geschichten – Ein Mythos wird vergewaltigt
Nein, es ist nicht alles schön auf der Krim. Und es geht auch nicht allen gut.
Aber: Wer schon immer mal krimtatarische Gedichte hören wollte, der hat hier die Möglichkeit. Ich finde, es lohnt. Krimtatarisch klingt einfach sehr schön!
Das Feature gibt es hier:
“Спасибо Деду за Победу” – “Danke, Opa, für den Sieg”
Wolgograd ist ein Wechselbad der Gefühle. Dankbarkeit für die Befreiung Europas von den Nazis. Unfassbar die vielen Toten, unfassbar die Sinnlosigkeit. Mich hat der Militarismus der Regierung schwer irritiert und in einen Zwispalt gestürzt: Wie viel Kritik darf ich mir als deutscher Autor (Jahrgang 1967) erlauben. Oder muss ich sogar? Welche Verantwortung habe ich als Deutscher der Enkelgeneration?
Auszug aus Russian Angst:
“Siegen ist zeitgemäß, wenn orange-schwarze Georgsbänder die Menschen zusammenbinden. Schon wird ein neues Siegen vorbereitet und ein neues Sterben alsbald. Ja, bereitet sie nur vor, die Kleinen. Die Veteranen sterben. Da braucht man neue Siege, bitter erkämpft, neue Helden und neue Veteranen, sonst ist das Kostümfest hin. Darum wäre es nicht schade, finde ich, immer im Konflikt mit mir selbst, wie viel Meinung ich als Deutscher dazu haben sollte.
Auf der Straße herrscht Familienfeststimmung. Die Mädchen haben Beine, lang und länger, und tragen Röcke, kurz und kürzer, tragen zur Uniform Schuhe mit hohen Absätzen. Und kommt ein Veteran vorbei in Paradeuniform mit geschwellter Brust und Lenin-Orden, dann wird schnell ein Selfie gemacht. Gerade sein Gang, am 9. Mai hat er gesiegt, sonst ist er ein alter Mann mit Stock und einem Enkel, der selbst längst Vater ist. Dann kommen Kinder mit Blumen. »Danke für den Sieg, Veteran!« Schnell noch ein Foto, und ein letztes Mal strafft sich der alte Körper und steht gerade, die Hand an der Mütze, grüßt er nicht ihn, Stalin, er grüßt die Digitalkamera. Und auch ich denke wieder einmal: Schön, dass die Nazis weg sind, danke, Veteran.”