Neulich in Moskau: Im Restaurant 1 bis 9

Im Restaurant 1
In Russland gibt es zu viele Kellner und zu wenig Teller.
Gerade führt meine Nacharin den letzten Bissen zum Mund, da greift ein Kellner quer über meinen Teller und zieht ihren weg.
Archaische Reflexe: Der Luftraum über meiner Nahrung ist Verbotszone.

Er fragt, ob meiner auch weg kann und greift zu.
Ich schlucke den letzten Bissen hastig, um nein zu sagen.
Zu spät.
Differenzierter Reflex: Dort gehe ich nicht mehr hin. Aber: Nebenan ist es genauso.

Fortsetzung folgt


Im Restaurant 2
„Auf dem Tisch darf niemals etwas schmutziges sein“, erklärt ein Kellner.
Ich hatte einen archaischen Reflex, „mein Essen gehört mir und der Teller gehört solange dazu, bis ich sage, dass er weg kann“, unterdrückt.
Klar, sie wollen mein Geld. Wie es mir geht ist wurst. Zwei Kellner lauern auf das fast leere Bierglas.
Freundlich: Kann das schon mit weg?“
„Nein“, ich fühle mich schlecht, dass ich an so einer Pfütze Bier hänge.

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Im Restaurant 3
Majonäse tropft auf mein Notizbuch. Ich mag keine Majonäse, schon gar nicht auf meinem Notizbuch. Das ist heilig. Der Kellner räumt ab. Zu früh, radikal. Servietten, Teller, Besteck. Ich greife das Notizbuch. Ich kaue noch. Der Stift ist weg. Jetzt reichts. Könnte mir vielleicht jemand meinen Stift aus der Küche holen, bevor er im Müll oder in der Abwaschmaschine landet?

Fortsetzung folgt

 


Im Restaurant 4
Der Kaffee ist lauwarm. Ich rufe den Kellner. Mitleidige Blicke meiner Mitesser.
„Das machen wir extra, damit Sie sich nicht die Zunge und die Finger verbrennen.“
Danke!

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Im Restaurant 5
Die Quiche ist innen noch gefroren. Ich dachte, die sei frisch, bei dem Preis. Weit und breit kein Kellner. Klar, wir essen ja auch noch, da kann man noch nichts abräumen.
Er nimmt sie mit. Alle essen, sind fast fertig, der Kellner räumt ab. Dann kommt meine Quiche, die gleiche, diesmal von unten schwarz.
„Sie haben es so gewollt.“ Nebenbei, teuer ist es auch.

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Im Restaurant 6
Ich wische mir den Mund ab, lege die Serviette neben den Teller, rede mit meinem Gegenüber. Da sehe ich wie sich von hinten eine Hand um mich schiebt und die angeschmutzte Serviette wegzieht.

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Im Restaurant 7
Der Salat kommt (schlappe 8 Euro, Mittagstisch). Ich bitte um etwas Olivenöl. 50 Rubel (1,25). wie konnte ich es vergessen, es geht ums Geld.

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Im Restaurant 8
13.30h. Fünf Journalisten bestellen Mittagstisch. Suppe, Brot, bitte warm gemacht, Salate. Hier ein Tee, Wasser, Kompott (eine Art Fruchtsaft, nicht süss, meist lecker).
„Bringen sie bitte alles gleichzeitig!“ Das hat noch nie geklappt.
Als erstes kommt die Suppe, später Salat. Zum Schluss das Brot mit dem Saft. Das Brot ist kalt, aber das braucht eh keiner mehr, den wir sind längst fertig. Zum Espresso kommt ein weiteres Brot nicht bestellt, dafür warm. Die Rechnung entspringt der Phantasie des Betrachters. Getrennt zahlen (weiß auch nicht, warum wir das immer noch tun) bringt das Personal an den Rand des Nervenzusammenbruchs.

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Im Restaurant 9
Sushi zu Mttag. Komischer Nachgeschmack. Muss lange überlegen. Hängt hinten. Im Rachen. Dann fällt es mir ein. Majonäse.

Fortsetzung folgt