Was kostet Putins Menschlichkeit?

Putin in Berlin gibt es hier:
http://www.swr.de/swr2/kultur-info/ukraine-gipfel-mit-putin-in-berlin/-/id=9597116/did=18337634/nid=9597116/1gwe36/index.html

oder hier:
Aus Moskau ist im Vorfeld des Treffens von staatlichen Experten zu hören, Russland verstehe sich nicht als Konfliktpartei, sondern als Konfliktlösungspartei. Trotzdem werde Putin nur Vorwürfe hören. Bundeskanzlerin Merkel gibt sich im Vorfeld vorsichtig optimistisch. Es ist zu hoffen, dass das keine Fehleinschätzung ist. Denn in Berlin wird heute nicht Frieden verhandelt, es geht um die Eitelkeit der russischen Regierung, einer Großmacht vorzustehen. Putin aber ist kein Partner, mit dem man Frieden schliessen kann. Das möchte er auch gar nicht sein. Putins Russland ist ein Gegner. Das gilt es zu bedenken, wenn es heute in Berlin erneut um die Ukraine und Syrien geht. Die Diplomaten, die immer wieder versuchen, etwas zu erreichen, sind zu bewundern, wenn auch hilflos. Es wäre spannend zu erfahren, welchen Preis Putin fordert, um den Krieg in der Ukraine zu stoppen, das Bombardement in Syrien zu beenden. Es wäre ein letzter Funken Menschlichkeit, den man teuer kaufen könnte.

Putins Macht und Russlands Weltmachtansprüche sind fragil und kostspielig und bringen Russland immer dichter an den Abgrund. Die von EU und NATO verhängten Sanktionen greifen, die Kriegseinsätze sind teuer, die annektierte Krim auch. Russlands finanzielle Reserven schmelzen. Russland schadet sich selbst und gibt sich schmerzfrei, baut auf westliche Interessen. Denn es muss ja irgendwie weitergehen. Geschäfte werden gemacht, es geht um Arbeitsplätze und Rohstoffe. Die Verknüpfungen, die nach dem Ende der Sowjetunion aufgebaut wurden, um Russland enger an demokratische Staaten und Standards zu binden, verkehren sich ins Gegenteil. Denn im Gegensatz zu Russland liegt den westlichen Demokratien etwas am Frieden und dem Wohlbefinden der Menschen. Deshalb verhandeln sie immer.

Der Regierung Putin ist schon das Wohl der eigenen Bevölkerung ziemlich egal. Glaubt eigentlich noch irgendjemand, dass die russische Regierung sich ernsthaft um das Wohl und Wehe der Menschen in der Ostukraine und Syrien schert? Für Vladimir Putin ist Gewalt ein legitimes Mittel der Politik. Russland bombt sich zur Relevanz, nutzt den von der Sowjetunion geerbten Sitz im Weltsicherheitsrat skrupellos aus. Real ist Russland gerade mal stark genug, Kriege zu eskalieren, Konflikte zu schüren, Nachbarländer ins Chaos zu stürzen, wenn diese nicht nach der Pfeife der Kremlherrscher tanzen. Aber das reicht, um die Welt durcheinander zu wirbeln. Es reicht, um Diplomaten weltweit zu beschäftigen, und ihre Friedensbemühungen zu brüskieren. Die Sicherheit in Syrien und im Osten der Ukraine sind für die derzeitige russische Regierung nur Spielmaterial im zynischen Großmachtpoker.

Solange geredet wird, wird nicht geschossen. So gut, wie das klingt, gestimmt hat es nie. Vor wenigen Tagen hatte US-Außenminister John Kerry die Gespräche mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow kurzfristig abgebrochen. Man sollte Putin heute in Berlin klar machen, wenn er im Kreis der Großmächte mitspielen möchte, muss er liefern. Nur Reden um des Redens willen verhöhnt die Opfer der beiden Kriege, die Russland anheizt.