Wen man auf der Fähre von Russland auf die Krim so alles trifft.
Ich hatte das große Vergnügen, meinen Senf zur
Eröffnung der Eisenbahnbrücke auf die Krim dazu zu geben. “Klauste was, haste was”. Deutschlandfunk Kultur, ein neuer Sendeplatz. Klipp und Klar heißt der. Nur leider sind die kurzen, klaren Zwischenrufe nicht online.
Hier zum Nachlesen:
Fast 6 Jahre ist es her, dass russische Soldaten die Halbinsel Krim im Handstreich von der Ukraine erobert haben. Das ging recht schnell und einfach, doch dann gingen die Probleme richtig los. Nicht nur, dass westliche Staaten Sanktionen gegen Russland verhängten, die Krim war plötzlich gleichsam abgeschnitten von der Versorgung mit Wasser, Strom und selbst Touristen blieben nach der anfänglichen Euphorie aus. Vier Jahre nach der Eroberung wurde eine Brücke für Autos eröffnet. Heute nun soll die Brücke für den Eisenbahnverkehr eröffnet werden. Thomas Franke.
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Ich fand die Küste der Krim nie besonders schön.
Steiniger Strand, laute Touristenzentren, schlechter Service, graues Wasser. Der größte Teil der Halbinsel ist ohnehin Steppe und landschaftlich eher unspektakulär. Und reich waren die Menschen dort nie.
Daran hat auch die Annexion durch Russland nichts geändert. Im Gegenteil, die Lage der Bevölkerung hat sich in Teilen sogar verschlechtert. Denn die Ukraine hat – verständlicherweise – umgehend die Lieferung von Wasser und Strom auf die Krim gestoppt.
Seitdem versucht die russische Regierung mit allen Mitteln aufzuholen und schafft es nicht. Im ersten Sommer nach der Annexion kamen Touristen noch in Scharen. Nachts hörte ich sie „Rossija, Rossija“ brüllen und „Krim nasch!“, die Krim gehört uns. Wenige Jahre später war es bereits ruhig geworden. Viele Russen fliegen lieber wieder in Länder mit Sandstrand und besserem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Die Brücke, die die Halbinsel nun ans russische Festland anbindet, ist ein Prestigeprojekt. Sie war teuer und technisch kompliziert. Sie soll den Krim-Bewohnern und nicht nur ihnen zeigen: Ihr gehört zu uns, wir tun etwas für euch. Vor knapp zwei Jahren wurde die Brücke für den Autoverkehr eröffnet. Die Lage hat sich dadurch unwesentlich verbessert. Nun also die Eisenbahn.
Die schrittweise Inbetriebnahme der Brücke symbolisiert die schleichende Normalisierung eines für meine Begriffe widerlichen Vorgehens. Da marschieren Soldaten in ein Nachbarland ein, alle regen sich auf, aber dann arbeitet die Zeit für die Verbrecher. Menschenrechte werden schamlos verletzt, und keinen scheint es noch zu kümmern.
Diplomaten und Politiker ringen derzeit mit Russland um Frieden in der Ostukraine. Über eine Rückkehr der Krim wird gar nicht mehr diskutiert. Vladimir Putin hat die Krim nicht wegen der Strände erobern lassen, sondern, um den Demokraten im Westen ihre Machtlosigkeit vorzuführen. Putin hat leider wieder gewonnen.
Die Botschaft ist fatal: Klauste was, hastes auch. Wie soll man nach der Nummer noch einem Schulhofschläger beibringen, dass er nicht die Jacke seines Mitschülers abziehen darf.