Senf zur Weltlage: Erneut Russland, Ukraine etc

hier beim SWR:
http://www.swr.de/swr2/kultur-info/juengste-eskalation-zwischen-russland-und-der-ukraine/-/id=9597116/did=17971612/nid=9597116/es1oaw/index.html

oder hier:
Der Bundesaussenminister Frank-Walter Steinmeier kann einem leidtun. Mantrahaft reicht er seinem „alten Freund Sergej“ Lawrow die Hand, ein ums andere Mal lässt der ihn auflaufen. Der Dialog darf nicht abreißen, so Steinmeiers Überzeugung – nur, ist ein Treffen allein schon Dialog? Kein Treffen ist aber erst recht keine Option. Das gestrige Treffen war ein Schlag ins Gesicht des deutschen Außenministers.
Statt die ausgestreckte Hand Steinmeiers zu ergreifen, hat Lawrow einmal mehr gezeigt, dass die russische Regierung kein Interesse an Ausgleich hat. Die NATO bezeichnete er als hochnäsig, der Westen sei an der Krise in der Ukraine schuld. Steinmeiers Versuche, immer wieder das besondere, das einst freundschaftliche Verhältnis Russlands und Deutschlands zu unterstreichen, wirken hilflos. Und doch sind sie alternativlos. Deshalb ist der Versuch des Dialogs richtig. Er zeugt von Größe, von Maß, von Weitsicht.

Russland hat kein Interesse an Lösungen der Konflikte, die es selbst entfacht hat. Sich aber auf die Eskalationslogik einzulassen, wäre fatal. Diese russische Regierung weicht nicht von ihrem Kurs ab, Nachbarn und ehemalige Partner zu provozieren, zu brüskieren.
Sie hat kein Interesse daran, die Ukraine zu stabilisieren, den Krieg im Osten des Landes irgendwie auch nur ansatzweise in Richtung einer friedlichen Lösung zu bringen. Sie hat kein Interesse, sich an die Absprachen in Syrien zu halten, sie hat schon gar kein Interesse, das Desaster, das sie auf der Krim angerichtet hat, irgendwie mal konstruktiv anzugehen. Diese Politik ist menschenverachtend und sorgt für tausende Tote, zerstörte Gesellschaften, zerstörte Landschaften. Die Ukraine ist zerstört. Ein Land, das Jahrzehnte lang als Appendix Russlands weitgehend ignoriert wurde. Ein Land mit Potential, in dem der Transformationsprozess nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion vollständig schief gegangen ist. Ein Land voller desillusionierter Bürger und krimineller Eliten. Zwei Mal in zehn Jahren haben Demokraten versucht, das durch Demonstrationen zu ändern. Seit dem jüngsten Versuch vor zwei Jahren sorgt Russland dafür, dass die Ukrainer keine Chance auf ein friedliches, halbwegs stabiles Leben haben. Die Kriege, mit denen Russland das arg gebeutelte Nachbarland Ukraine immer weiter in den Abgrund treibt, sind ein Mittel der Politik, das geächtet werden sollte. Nur das geht nicht. So eine Entwicklung anzustoßen, ist zur Zeit illusorisch. Russlands Außenpolitik tut alles, damit das friedliche Zusammenleben der Staaten Europas massiv gestört wird.

Wer sich auf die Konfrontation mit gleichen Mitteln einlässt, geht in die Falle. Propaganda darf nicht heißen, Medienberichterstattung auch gleichfalls zu kontrollieren. Der Verstoß gegen internationale Wirtschaftsabkommen darf nicht dazu führen, Recht mit Füssen zu treten. Und Krieg darf nicht mit Krieg beantwortet werden. Was in Kriegen als letztes hilft, ist deren Eskalation. Der Westen steckt in einer Zwickmühle – und ein Ausweg ist nicht in Sicht. Die Ukraine springt über die Klinge, das ist das Ziel des Kreml, das scheint Erfolg zu haben. Was bleibt, ist immer wieder zu versuchen, einen Lösungsansatz zu finden. Irgendwann klappt es vielleicht. Sei es in einem Monat, in einem Jahr, in zehn Jahren. Für die Menschen, die friedlich leben möchten. Und das sind weitgehend alle Menschen. Respekt für Steinmeiers Langmut.