Nein, es sind nicht alle doof. Senf zur Weltlage:

Heute hat das Exekutivkomitee der Welt-Anti-Doping-Agentur, WADA, seine Entscheidung, ob Russland für vier Jahre nahezu völlig von internationalen Sportwettbewerben ausgeschlossen verkündet. Russische Sportler und Sportfunktionäre waren schon mehrfach des Dopings überführt und dafür abgestraft worden. Um sich zu rehabilitieren, hatte Russland unter anderem die Daten seines Antidopinglabors freigegeben. Und dabei erneut manipuliert, wie eben die Dopingprüfer nun festgestellt haben. Ich habe das bei SWR2 im Vorfeld kommentiert. Ist nur leider auf deren Homepage gut versteckt. Deshalb hier mein ungedopter Erguss nach einer soliden Dosis Iustitien.

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Folgt die WADA heute erwartungsgemäß den Empfehlungen ihrer Prüfer, verschwindet Russland für die nächsten Jahre von der sportlichen Weltbühne. Weder dürfte Russland dann Gastgeber internationaler Wettbewerbe sein, noch dürften Regierungsvertreter zu Olympischen Spielen reisen. Auch dürften russische Funktionäre keine Ämter mehr im Weltsport ausüben, was besonders bitter wäre, hat Putin doch einige davon an strategischen Stellen in den internationalen Verbänden positioniert. Zudem wäre eine Ausschluss-Empfehlung der Prüfer wirtschaftlich schmerzhaft: Bereits vergebene Sportveranstaltungen würden Russland entzogen, und eine Bewerbung für die Olympischen Spiele 2032 wäre verboten. Für die Athleten schließlich, und um die sollte es ja eigentlich gehen, wäre das ganze richtig bitter. Sie dürften in den nächsten vier Jahren, wenn überhaupt, nur unter neutraler Flagge starten.

Die Prüfer der WADA haben nachgewiesen, dass die Daten, die Russland ihnen zur Verfügung gestellt hat, manipuliert waren. Positive Ergebnisse waren entfernt, Dateien gelöscht oder geändert worden. Selbst der Russland durchaus sehr freundlich gesonnene IOC-Präsident Thomas Bach spricht von mutmaßlich 145 Fällen.

Das Lamento aus Russland kommt wie das Amen in der Kirche.
Russlands Premierminister Dmitri Medwedew sagte dem russischen Staatsfernsehen, die drohenden Strafen seien politisch motiviert und Teil einer unendlichen antirussischen Serie.
Ermittler? Gekauft.
Informanten? Verräter.
Journalisten? Notorische Feinde Russlands.
Sie alle müssten zu verleumderischen Methoden greifen, heisst es oft, weil andere Sportler sonst keine Chance gegen die russischen Ausnahmeathleten hätten. Doping in Russland? Wladimir Putin hat es mehrfach empört zurückgewiesen: „In Russland wurde niemals – es ist gar nicht möglich – ein staatliches Doping-System geschaffen“, sagte er 2016. Putin weiter: „Wir werden alles tun, damit es das niemals geben wird.“

Arme, arme Opfer? Nein, notorische Lügner.

Krim besetzt? Das waren freundliche Menschen.
Krieg im Donbass? Soldaten auf Urlaub. Privatsache.
Agenten ermordet? Verleumdung. Wir doch nicht.

Vielleicht verstehe ich das auch alles falsch, genauso wie die Prüfer der WADA, wie die Beobachter im Krieg in der Ukraine, wie die Menschenrechtler.

Es ärgere ihn besonders, sagte Premierminister Medwedew im Staatsfernsehen, dass dauernd auf Russland geschaut werde. Woanders werde auch gedopt, diese Fälle aber unter den Teppich gekehrt. Das Argument, dass andere auch betrügen, ist, mit Verlaub, Grundschulniveau.

Die russische Regierung pflegt den Opfermythos und führt damit einen weltweiten Trend an, gemeinsam mit dem US-Präsidenten und Populisten weltweit.

Aber, liebe russische Regierung, es sind nicht alle doof, mal abgesehen von denen, die grundsätzlich eure Propaganda für glaubwürdiger halten als Journalismus. Heute ist auch ein Treffen der Staats- und Regierungschefs Frankreichs, Deutschlands, der Ukraine und Russlands, um bei den Friedensbemühungen für die Ostukraine weiterzukommen. Auch da ist die russische Regierung nicht Opfer, sie ist Täter.